top of page

Warum liegt da Reis auf dem Brett? New Work!

Aktualisiert: 2. Juni 2021


Geschichten erzählen ist so alt wie die Menschheit selbst: Gruselgeschichte nachts an einem Lagerfeuer erzeugen Gänsehautfeeling und sind schöne Kindheitserinnerungen. Auch Erwachsene mögen Geschichten, daher wurde irgendwann das Storrytelling erfunden. Damit finden die wichtigsten Botschaften von PowerPoint-Folien mit einer Leichtigkeit den Weg in den Kopf der Zuhörenden. Storrytelling kommt irgendwann an die Reihe; in diesem Blog-Beitrag dreht sich alles um Geschichten, Legenden und Mythen. Möglicherweise auch mit Gänsehaut-Feeling ... Huuuu Huuu


Baby, ich will Reis

Fangen wir mal mit dem Schachbrett an: Irgendwer muss ja mal auf die Idee gekommen sein dieses Spiel zu erfinden. Spoileralarm: Es war nicht Netflix. Der Legende (und Wikipedia) nach war es Sissa ibn Dahir ungefähr im dritten bzw. vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung.


Wie uns das Damengambit zuletzt erklärt hat, handelt es sich bei einem Schachbrett um eine quadratische Spielfläche mit 64 Feldern. Der tyrannische Herrscher von Sissa war damals so begeistert von den Ideen des Spiels, dass er dem Erfinder einen Wunsch gewährte. Scheinbar bescheiden wünschte sich dieser nur Reis und zwar beginnend mit einem einzigen Korn auf dem ersten Feld. Auf dem zweiten sollten dann zwei liegen, auf dem dritten vier usw. Ausgehend der ersten Zeile des Bretts, erschien der Wunsch sehr bescheiden: 1 + 2 + 4 + 8 + 16 + 32 + 64 + 128 = 255 Reiskörner als Ergebnis der ersten Reihe. Den mathematischen Algorithmus der dahinter steckt, bezeichnet man als exponentielles Wachstum: Sieht vorne harmlos aus und wird nach hinten raus unberechenbar.


Der indische Herrscher gewährte diesen Wunsch und war baff erstaunt, dass seine Rechenmeister:innen zwei Tage später das Ergebnis noch nicht ermittelt hatten. Schaut man nur auf die ersten Werte einer jeden Reihe, so lässt sich die gewünschte Reis-Menge zwar erahnen, aber nur schwer in Worte fassen:

  • 1. Feld in Reihe 1 ... 1 Reiskorn

  • 1. Feld in Reihe 2 ... 256 Reiskörner (wirkt noch unspektakulär)

  • 1. Feld in Reihe 3 ... 65.536 Reiskörner (wow, das ist aber ein großer Sprung)

  • 1. Feld in Reihe 4 ... 16.777.216 Reiskörner (ui, das ist die erste Hälfte des Bretts)

  • 1. Feld in Reihe 5 ... 4.294.967.296 (omg das sind bereits über 4 Milliarden ;-))

Als mathematische Nerd-Wissen am Rande sei angemerkt, dass sich die genaue Reis-Menge mit der geometrischen Summenformel (2^64 -1) mit einem "Taschenrechner" selbst berechnen lässt. Mein guter alter TI31 Solar aus Abizeiten kann es nicht, dafür mein iPhone um so fixer. Das Ergebnis als copy & paste von Wikipedia lautet 18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 73 Milliarden, 709 Millionen, 551 Tausend, 615. Die Menge als Weizenkörner gedacht entspricht dem tausendfachen der Weizenernte im Jahre 2014.


Der indische Herrscher hatte jedoch nicht nur gute Rechenmeister:innen, sondern auch noch weitere pfiffige Berater:innen. Sissa sollte die übereignete Menge an Reis nachzählen, so dass er mit dieser Aufgabe ungefähr 585 Milliarden Jahre beschäftigt wäre. Im Tenor jeder Guten Nacht Geschichte folgend, enden wir daher den Schachbrett-Exkurs mit den bekannten Worten "und wenn er nicht gestorben ist, dann zählt Sissa den Reis noch heute."


Vom Reis zur Digitalisierung

Was Reis mit New Work zu tun hat, wird gleich sofort aufgelöst und zwar mit dem Moor´schen Gesetz. Intels-Mitbegründer Gordon Moore titulierte es im Jahre 1965 und bezog sich dabei auf die Integrationsdichte von Transistoren bei integrierten Schaltkreisen. Ein Transistor ist ein kleines An- und Ausschalter, der in Kombination mit ganz vielen anderen Transistoren zu einem Prozessor aka zentralen Recheneinheit wird - also quasi zum Herzstück eines Computers.


Zurück zu Moore, dieser postulierte dass sich die Dichte (also die Anzahl der Transistoren pro Fläche) alle 18 Monate verdoppelt. In den letzten 56 Jahren gab es immer wieder Phasen, in denen andere Personen das nahe Ende der Faustformel vorausgesagten. Kurz danach gab es dann einen technologischen Fertigungssprung, mit dem die Transistoren doch noch kleiner hergestellt werden konnten, um so die Dichte bei gleichbleibender CPU-Fläche zu erhöhen.


Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Anzahl der Transistoren und der Leistungsfähigkeit eines Computers: Mehr Transistoren, mehr Rechenpower. Meine Verlobte bekommt immer große Augen, wenn mein Papa von seiner Diplomarbeit an der TU Darmstadt berichtet. Er schrieb damals Computer-Programme, druckte diese auf Lochkarten (zum Speichern) aus und freute sich Nachts über eine Zeitspanne im Rechenzentrum. Hier wurden die Lochkarten am Zentralrechner eingelesen, um das Programm auszuführen. Wenn sich die Rechenleistung nach Moore seit 1975 alle 1,5 Jahre verdoppelt hat, so ergaben sich seit dem 30 Verdopplungen. Im Sinne unseres Schachbrettes steht der Zentralrechner von 1975 auf Feld eins und wir befinden uns aktuell auf dem Feld 30; mit einem Wert von knapp einer Milliarde mehr Rechenpower als noch 1975.


Glaubt man den Ausführungen des Magazins t3n, so verdoppelt sich die Rechenleistung von KI-Systemen mindestens alle 3,5 Monate. KI steht hierbei für Künstliche Intelligenz, also für "denkende" Computersysteme (irgendwann ein eigener Blog-Beitrag). Im Zeitraum von 2012 bis 2017 ergab sich so eine Steigerung der Rechenleistung um den Faktor 300.000.


Viele gute Ideen der Vergangenheit, lassen sich mit der heutigen Rechenleistung endlich umsetzen: Hierzu gehört das autonome Fortbewegen genauso wie vollautomatisierte Prozesse oder persönliche Assistenzsysteme. Letztere zum Glück deutlich freundlicher als HAL im Film "2001: Odyssee im Weltraum" aus dem Jahre 1968.

Megatrends als schleichende Lawine

Auf der Reise in Richtung zweite Hälfte des Schachbretts, verändert sich die uns zur Verfügung stehenden Rechenleistung derart, dass dessen Ausmaß auf unser Leben sich kaum vorstellen lässt.


Bei einem Megatrend handelt es sich um eine schleichende Veränderung, die Lawinenartig ab einem gewissen Punkt die Welt in vielen Bereichen gleichzeitig, einschneidend und sehr nachhaltig verändert.

Ein Megatrend der auf das Moor´sche Gesetz zurück geht ist die Digitalisierung mit all ihren Facetten. Digitalisierung wird heute bereits mit der Erfindung der Dampfmaschine gleichgesetzt, welche das Arbeitsleben grundlegend veränderte. An den Megatrend Digitalisierung angrenzend oder inbegriffen gehören die Megatrends Analytics, Social, Mobile und Cloud.


Daten werden gesammelt, ausgewertet und begründen zum Teil völlig neue und datengetriebene Geschäftsmodelle. Daten sind das neue Gold des laufenden Jahrhunderts und bringen in immer kürzer werdenden Abständen neue StarUps in unterschiedlichen Bereichen hervor. Das Gesetz von Moore gilt ebenfalls für Daten-Speicher, so dass dieses Speicher-Wachstum den Megatrend BigData als Basis für Analytics überhaupt möglich macht.


Social Media wie Instagram oder Twitter haben die private und unternehmerische Kommunikationskultur verändert. Digitale Plattformen ermöglichen eine andere Form der Zusammenarbeit und des wechselseitigen Austauschs.


Alles wird mobile, auch die Dinge. IoT steht übersetzt für Internet der Dinge, sprich alles ist mit allem vernetzt und sendet munter Daten oder kommuniziert miteinander. Auch das Internet selbst "war" ein Megatrend, der von manchen unterschätzt wurde. Nokia, damals Marktführer für ziemlich coole Handys (legendär das 8110 aus dem Film Matrix) meinte damals öffentlich: Das Internet ist eine vorübergehende Erscheinung. Entschied sich gegen die Entwicklung von modernen Smartphones und verschwand vom Markt.


Die Cloudtechnologie ist ein weiterer Megatrend der es in sich hat. Hard- und Software bzw. das Speichern und Verarbeiten von Daten werden unabhängig vom lokalen Standort der Anwenderin. Von jedem Gerät aus, können Programme ausgeführt bzw. auf Daten zugegriffen werden und fördern so eine kollaborative Arbeitsweise mit Rechenpower nach belieben und auf Knopfdruck.


Auf Basis dieser Veränderungen und gepusht durch den Megatrend Globalisierung, verändert sich auch unsere Arbeit. Sowohl inhaltlich, als auch die Art und Weise wie wir miteinander zusammenarbeiten. Die Arbeit wird orts- und zeitunabhängig und lässt neue Arbeitsformen möglich werden.


Als Fazit lassen sich mit diesen Strömungen auch den aufstrebenden Megatrend New Work aka Neue Arbeit erklären: Wenn Maschinen Routine-Jobs übernehmen, kann Mensch nach Sinnhaftigkeit in der Arbeit streben. Oder es werden empathische und kreative Bereiche besetzt, bei denen der Mensch den Maschinen (noch) überlegen ist.


Die Maschine und ich

Abschließen möchte ich den Blog mit einer persönlichen Geschichte: Durch eine Störung hatte ich zwei Wochen lang keinen Internet-Anschluss und es verschlug mich daher nach 13 Monaten Home-Office wieder in´s Büro. Ohne Internet macht New Work keinen Spaß.


Im Laufe dieser Zeit hatte ich mehrfach Kontakt mit meinem Internet-Provider. Alles wurde brav notiert und ich erhielt hilfreiche Informationen. Es gäbe wohl eine Störung in einem Übergabepunkt in der Straße und ich müsste Geduld haben.


Beim zweiten Anruf wenige Tage später (Geduld ist nicht meine Stärke) begrüßte mich der Telefoncomputer und erkundigte sich, ob es um die bereits von mir gemeldete Störung ginge. Brav antwortete ich mit "ja". Darauf hin bekam ich die Antwort, dass nun doch ein Vororttermin erforderlich sei und sich das sich das beauftragte Unternehmen bei mir melden wird.


Verblüfft legte ich auf. Meine Neugier war geweckt, so dass ich einen weiteren Versuch startete. Diesmal antwortete ich auf die Frage mit "teilweise" und war gespannt was nun kam. HAL antwortete mit den Worten ich messe Ihren Anschluss durch. Kurz danach erhielt ich die Info, dass mein Modem nicht mit dem Internet verbunden sei und HAL empfahl mir einen Neustart.

Bitte ziehen Sie den Stecker von Ihrem Modem und warten sie 10 Sekunden bis zum erneuten Reinstecken.

Diese Mär hält sich im IT-Bereich genauso hartnäckig, wie die sinnleere Empfehlung "wenn eine Münze aus dem Automat fällt, musst Du die Münze am Automat rubbeln und dann neu einwerfen".


Egal wie im Nachgang überlegte ich nachdenklich, wie viele Call-Agents eigentlich zugunsten solcher voll automatisierten Prozesses ihren Job bereits verloren haben. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass in den nächsten 10 Jahren 60% der heutigen Jobprofile wegen der Digitalen Transformation entfallen werden. Das einzig Gute daran: Es wird auch viele neue Jobs mit sinnhafteren Tätigkeiten geben.




 
 
 

Comments


Beitrag: Blog2_Post
bottom of page