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Komplizierte Komplexität

In unserem allgemeinen Sprachgebrauch werden häufig die Wörter komplex und kompliziert im gleichen Kontext benutzt. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede.

Viele Menschen würden einen Airbus oder ein Uhrwerk als komplex bezeichnen. Der Begriff "komplex" wird oftmals für "etwas besonders kompliziertes" benutzt. Soweit dieses Verständnis verbreitet ist, so falsch ist es, denn der Begriff komplex ist keine Steigerungsform von kompliziert.

Im beruflichen Kontext und gerade auf Managementebenen wird der Begriff sehr häufig verwendet und dabei wahlweise als Grund, Ursache, Problem, Herausforderung oder alles zusammen, gezeichnet.

Was sind nun die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Begriffen komplex und kompliziert?

Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass sich selbst der Duden nicht so ganz eindeutig ist:

Komplizierte Situationen sind vollständig beschreibbar. Alles komplizierte folgt einem festen Regelwerk. Beispielsweise ein Uhrwerk, welches aus ganz vielen Zahnrädern, die ineinander greifen. Ein weiteres Beispiel ist die Steuererklärung, die aus ganz vielen Regeln besteht, die zu beachten sind. Laut Duden steht der Begriff kompliziert für: schwierig verwickelt, schwer zu durchschauen oder schwer zu handhaben. Etwas kompliziertes ist nicht undurchsichtig. Kompliziertheit ist ein Maß an Unwissenheit, die durch Lernen verschwindet.

Komplex ist etwas, wenn es unplanbar, schwer beherrschbar ist und es viele Einflussfaktoren gibt, die gleichzeitig wirken. Komplex ist nicht beherrschbar und bringt immer etwas unvorhergesehenes mit sich. Nach dem Duden steht der Begriff komplex für vielschichtig, etwas zusammengesetztes, etwas ineinandergreifendes und nicht auflösbares.

Der Glaube, dass jede Situation von komplex zu kompliziert werden kann, hat sich in vielen Organisationen durchgesetzt/festgesetzt. Dies hat zur Folge, dass es immer mehr Regeln gibt und Anweisungen, wie zu reagieren wäre, wenn folgende Situation X eintritt.

Anzeichen für den falschen Umgang in Unternehmen mit Komplexität sind z.B.:


  • Bekämpfung von Symptomen, anstelle von Ursachen: Es wird immer nur repariert, was gerade nicht funktioniert

  • Übergeneralisierung: Ereignisse, die oft nicht zusammenhängen, führen zu allgemeinen Regeln und Schlussfolgerungen für ähnliche Situationen in der Zukunft

  • Um zukünftige Fehler zu vermeiden, wird oft nach neuen Methoden gesucht oder es werden bestehende überarbeitet

  • Hektik und viel Arbeit: Wenn Aufgaben ungelöst erscheinen und der Überblick fehlt, wird viel gearbeitet und wenig übers Handeln kommuniziert und reflektiert

  • Denken findet in kurzen Laufzeiten statt: Zeithorizont für Entscheidungen wird oft durch Projektlaufzeit, Vertragslaufzeit, Gremien etc. bestimmt. Zeitlich verzögerte Effekte bleiben meist unberücksichtigt.

Abschließen möchte ich mit dem Zitat:

"Komplexität kann man nicht managen, man muss sie gestalten" hat Peter Drucker, ein großer Vordenker des systemischen Managements einmal gesagt. Dem ist nichts hinzuzufügen. :-)


Welche Erfahrungen habt ihr mit den Begriffen gemacht? In welchen Kontext begegnen Euch diese? Ich bin gespannt auf Eure Reaktionen :-)





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