Kommandieren und kontrollieren ist "Old Work"
- chantalfaber91
- 3. Jan. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Zu Weihnachten gab es für mich ein Schachbrett. Als Kind habe ich gerne mit meiner Großmutter Schach gespielt. Damals spielte ich ganz intuitiv, kreativ und es stand der Spaß im Vordergrund. Mit dem neuen Schachbrett in der Hand hatte ich diese Kindheits-erinnerungen direkt wieder vor Augen. Voller Euphorie durchforstete ich das Internet nach den besten Strategien zum Gewinnen eines Schachduells: "Ziehe zu Beginn des Spiels möglichst nur einmal mit jeder Figur; Mache möglichst wenige Bauernzüge, Mache möglichst früh die Rochade, Bringe die Dame nicht zu früh ins Spiel…"
Schnell merkte ich, dass mich die ganzen Strategietipps einengten und auch die Kindheitserinnerungen verblassten…Das Schachbrett stellte ich schnell zur Seite und rührte es nicht mehr an....aber warum? Ich ging der Sache auf den Grund..
Schach war lange Zeit ein Symbol für Unternehmensstrategie. Unzählige Strategiepräsentationen wurden mit Bildern von Schachfiguren illustriert.
Es geht um Vorausdenken und Analyse. Die Spieler*innen nehmen sich Zeit mehrere Züge im Voraus zu Planen und die Wahrscheinlichen Reaktionen der Figuren in die optimale Position zu bringen. Jede*r hat stets alle Spielfiguren im Blick und die Figuren bewegen sich Zug um Zug
Ist der Gedanke noch zeitgemäß bzw. passt dieser zu dem New Work-Gedanken?
Heute ist die Unternehmenswelt eher wie ein Hockeypiel - extrem schnell und unübersichtlich, Ball und alle Spieler*innen sind ständig in Bewegung. Die Spieler*innen auf dem Feld reagieren eigenständig auf den Spielfortgang, dabei gibt es keine Zug um Zug Spiele. Die Strategie wird gemeinsam von Trainer*in und Spielern festgelegt und während des Spiels kann Trainer*in nur noch bedingt auf die Strategie und das Geschehen Einfluss nehmen.
Viele Unternehmen experimentieren mit neuen Arbeitsmodellen und Strukturen, um den Anforderungen der Beschäftigten gerecht zu werden. Arbeitnehmende fordern dabei zunehmend mehr "Empowerment" (=Selbstbestimmung, Einfluss, bedeutsamer und kompetenter Job). Dies führt nachweislich zu höherer Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit und reduziert emotionale Erschöpfung. Die neue Arbeitswelt befindet sich im Zustand eines permanenten Wandels. Das neue Verständnis von Arbeit schafft neue Herausforderungen, aber auch Chancen.
Heute befinden wir uns in einer Zeit, in der eine Führungskraft nicht mehr auf Kontrolle und Delegieren festgelegt werden kann. Die Rolle der Führungskraft soll inspirieren, Fördern, Befähigen, Zuhören. Dafür werden neue Kompetenzen und Techniken benötigt. Zugleich sollte eine Atmosphäre der Kultur geschaffen werden, in der es möglich ist, dass sich die Mitarbeitenden weiterentwickeln können.
Strategische Planungen von heute und gestern haben also auch Gemeinsamkeiten (so wie Hockey und Schach) In beiden Disziplinen sind Voraussicht und strategisches Denken sowie Aktionsbereitschaft und eine schnelle Reaktionsfähigkeit gefragt. Allerdings sind die Kompetenzen und Fähigkeiten, mit denen gewonnen werden kann andere geworden.
Beim Schachspielen gibt es viele Ratgeber und Strategien, aber ein Schachspiel verläuft nicht immer linear, sondern muss während eines Spiels hinterfragt und angepasst werden.
Learning für mich: einen gesunden Mittelweg zwischen Strategie im Kopf aber auch einer gewissen individuellen bzw. intuitiven Flexibilität beim Spielen finden und den Spaß nicht aus den Augen verlieren.
Last but not least: Hier passt auch wieder sehr gut der Vergleich mit dem Loop Approach.
Ein Ansatz für eine Transformation, die in vielen Kreisläufen oder Schleifen stattfindet und dabei genügend Spielraum für individuelle Bedürfnisse und Lösungen lässt.

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